Liebe Mülheimerinnen und Mülheimer,
wie wird man eigentlich Sozialdemokrat? Nun, ich kann natürlich nicht für jede und jeden sprechen, aber je mehr ich über meinen eigenen Werdegang, ja, meinen LebensLauf reflektiere, desto deutlicher wird mir, warum ich mich zur Sozialdemokratie als eine Garantin für soziale Gerechtigkeit in all ihren Facetten bekenne. Dies ist für mich keine Glaubensfrage, keine ideologische Verblendung. Ich habe sie erlebt, sie sogar gelebt. Hiermit lade ich Euch herzlich ein, mich und meine Verbindung zu Mülheim an der Ruhr und den einzelnen Stadtteilen kennenzulernen. Diese Erfahrungen prägten meinen sozialdemokratischen Weg.
Mein Lebenslauf in Mülheim an der Ruhr begann 1993 in der Asylbewerberunterkunft im ehemaligen „Schätzlein“-Gebäude an der Ruhrorter Straße in Speldorf. Zu dem Zeitpunkt war unser dringlichster Wunsch: Eine eigene Wohnung und ein eigenes Dach über dem Kopf. Damals war es für Menschen mit geringem Einkommen schwierig, bezahlbaren Wohnraum zu finden – die Situation hat sich verschärft.
In Winkhausen, an der Hingbergstraße 218 fanden wir unser erstes eigenes Zuhause in Mülheim an der Ruhr. Meine Mutter fand bei einem Hausarzt in der Nähe eine feste Arbeitsstelle. In meiner Jugend verbrachte ich viel Zeit an der Hingbergstraße/Ecke Oststraße. Dort war mein Taekwondo-Verein. Aus dem Training habe ich viel Selbstbewusstsein geschöpft und mit 13 Jahren den „Poom“, den schwarzen Gürtel für Jugendliche, erreicht. Die Musikschule in der ehemaligen Augenklinik sowie der Kindergarten an der Heinrichstraße sind Orte, zu denen ich meine jüngeren Geschwister oft gebracht habe.
Ich habe den städtischen Kindergarten an der Kämpchenstraße in der Stadtmitte besucht. Dies war damals eine der wenigen Möglichkeiten für eine ganztägige Kinderbetreuung, während meine Eltern beide in Vollzeit den Lebensunterhalt verdienten. Die tägliche Fahrt mit der U18 zur Von-Bock-Straße gemeinsam mit meiner Mutter war ein alltägliches Abenteuer und Herausforderung zugleich.
In meiner Kindheit habe ich viel Zeit bei meinen Großeltern an der Römerstraße verbracht. Einen wesentlichen Teil meiner medizinischen Ausbildung absolvierte ich in Styrum an der Landwehr – knapp hinter der Oberhausener Grenze. In der St. Elisabeth-Klinik habe ich als Student mein erstes eigenes Geld in Nachtschichten im Schlaflabor verdient und Praktika in der Inneren Medizin absolviert. Viele Mülheimer Bürgerinnen und Bürger waren meine Patienten. Ihre zahlreichen sozialen Herausforderungen und die damit einhergehenden gesundheitlichen Folgen, insbesondere im Alter, waren Teil meiner Ausbildung.
Die längste Zeit meines Lebens habe ich „Am Eckland“ mitten in Saarn verbracht. Im Kuusankoski-Park ging ich mit meiner Familie spazieren, auf dem Kirmesplatz lernte ich Fahrrad zu fahren und war regelmäßig auf dem Fußball- und Leichtathletikplatz des TusPo Saarn aktiv. Das Dorf Saarn war ein früher Lebensmittelpunkt. An der Grundschule am Saarnberg begann mein Bildungsweg. Jahrelang spielte ich Tennis beim KHTC und eine kurze Fußballerkarriere beim MSV 07 änderte nichts an der Verbundenheit zum Stadtteil.So begann 2009 mein politisches Engagement im Ortsverein Saarn-Selbeck-Mintard.
Holthausen bedeutet für mich Natur und Erholung. Im Witthausbusch verbrachte ich viel Zeit mit meiner Familie. Bei der „MRG“ ruderte ich einige Zeit als Jugendlicher, sodass auch (unfreiwillig) Schwimmen in der Ruhr ein regelmäßiges Ereignis war. Der respektvolle Umgang mit unserer Lebensader Ruhr, der Schutz unserer Umwelt und des Klimas sind Grundlage für den Erhalt von Sport, Naherholung und zahlreichen Freizeitaktivitäten. Dies macht die Lebensqualität unserer Stadt aus.
Zum Ende meiner Schulzeit zog ich mit meiner Familie in eine Eigentumswohnung an der Aktienstraße. Im Rahmen meines Studiums absolvierte ich ein Betriebspraktikum bei der Betriebsärztin von Mannesmann. Politisch bedeutete dies für mich den Wechsel in den Ortsverein Eppinghofen, ins industrielle Herz Mülheims. Ich kandidierte im Wahlkreis Eppinghofen-Nordwest für den Rat der Stadt und gewann diesen 2014. Wiederholtes Thema in meinem Wahlkreis sind sicherheits- und ordnungspolitische Aspekte sowie Sauberkeit, die allesamt im Zusammenhang mit sozialen Herausforderungen in der Stadtteilentwicklung stehen.
In Heißen habe ich in meiner Jugend viel Zeit verbracht. Größere Veranstaltungen und Trainingseinheiten meines Taekwondo-Teams fanden in einer Turnhalle am Eichbaum statt. Die berühmt-berüchtigte Haltestelle der U18 ist leider Sinnbild für ein Viertel, welches vom florierenden Gewerbe in der Umgebung abgeschnitten zu sein scheint. Es ist gut, dass die SWB hier modernisieren wird. Hier leben einige meiner Jugendfreunde. Ich verbinde mit Heißen Freizeit und Nahversorgung, vor allem im Rhein-Ruhr-Zentrum, eine reichhaltige Wirtschaftsgeschichte mit den Mülheimer Zechen, die Heimaterde als historisch lebenswertes Zuhause für die Krupp´schen Arbeiter, solide mittelständische Unternehmen in den weitreichenden Gewerbegebieten und lokale Produkte auf dem Wochenmarkt. Also reden wir über den Grundpfeiler sozialer und demokratischer Politik: Eine solide Marktwirtschaft mit sozialem Gewissen.
Auch mit Dümpten habe ich eine klare „Verbindung“. Ganz gleich, ob die zahlreichen Besuche von Freunden an der Mellinghofer Straße, Lebensmittel- und Haushaltseinkäufe am Heifeskamp oder regelmäßige Sitzungen des Aufsichtsrates der Mülheimer Seniorendienste im „Haus Auf dem Bruch“ – es gibt eine Linie, die im wahrsten Sinne des Wortes all diese Stationen verbindet: die Straßenbahnlinie 102. Ich kenne sie in- und auswendig. Sie ist in der hochkomplexen Fachdiskussion um den Mülheimer ÖPNV eine emotionale Konstante. Sie bleibt ein wesentlicher Bestandteil der Mobilität der Zukunft in Mülheim an der Ruhr.
Ich lebe den sozialdemokratischen Traum – den Traum von sozialem Aufstieg durch eine erfolgreiche Bildungslaufbahn. Ich habe das Abitur am Gymnasium Broich absolviert, ebenso mein Bruder. Unsere jüngere Schwester befindet sich auf dem gleichen Bildungsweg. Broich – als Stadtteil der Bildung mit zahlreichen Kindergärten, der Krähenbüschken- und Pestalozzi-Grundschule, zwei weiterführenden Schulen und der Hochschule Ruhr West – ist zu meinem Lebensmittelpunkt geworden. Hier lebe ich in der Nähe der Herz Jesu Kirche. Hier habe ich in der Wilhelminenkirche und standesamtlich im Schloß Broich geheiratet. Der Großteil meiner Familie lebt ebenfalls in Broich.
Schulische Bildung, Studium und Weiterbildung sind für mich die Grundlage meiner persönlichen, beruflichen und finanziellen Unabhängigkeit. Darauf bin ich stolz, denn so habe ich die Möglichkeit, mich unabhängig von jeglichen Zwängen für unsere soziale und demokratische Gesellschaft zu engagieren.
Den Wert einer Berufsausbildung müssen wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wieder hervorheben, denn allein die Akademisierung der Gesellschaft wird den Fachkräftemangel nicht beheben können. Wir wollen allen Kindern und Jugendlichen die gleichen Bildungschancen unabhängig vom Geldbeutel oder sozialer Herkunft sicherstellen – bis zum Meister und Master. Dies gilt gleichermaßen für die Erwachsenenbildung
Ich möchte in einem Land leben, in dem alle Menschen ihr volles Potential ausschöpfen können. Danach strebe ich und dafür streite ich überall, wo es mir möglich ist – mit Ihrer Zustimmung ab dem 15. Mai auch im Landtag von Nordrhein-Westfalen.
Rodion Bakum
Ihr Arzt für unser NRW.